Am vergangenen Donnerstag, 2. Mai 2019, fand in der Joseph-von-Fraunhofer-Halle die zweite Bürgerversammlung zur geplanten Monoverbrennung statt. Rund 150 Bürgerinnen und Bürger informierten sich über den Bau einer Monoverbrennungsanlage mit Phosphorrückgewinnung mit einer Jahreskapazität von 120.000 Tonnen Klärschlamm (40.000 Tonnen TS) jährlich, über die im Rahmen eines Bürgerentscheids am 26. Mai entschieden wird.

Eines steht fest: Straubing braucht eine Lösung für die Entsorgung von Klärschlamm. Rund 10.000 Tonnen fallen jährlich im Straubinger Klärwerk an. Für die geplante Anlage sollen 110.000 Tonnen Klärschlamm jährlich aus der Region Niederbayern in Straubing verbrannt werden. Die Gesamtmenge von 120.000 Tonnen ist notwendig, um aus der Klärschlammasche den wertvollen Rohstoff Phosphor effizient rückgewinnen zu können. Zudem kann bei dieser Anlagengröße regenerativ erzeugter Strom oder Wärme ausgekoppelt werden und somit ein bedeutender Beitrag zur Energiewende in Straubing geleistet werden. Diese Synergien sind bei einer kleinen Anlage, beispielsweise von 10.000 Tonnen jährlich, nicht möglich.

Unser Konzept: Die SER übernimmt Verantwortung für die Region

In einer Präsentation stellten Dr. Jürgen Pettrak, Bereichsleitung operative Geschäftsfelder der SER sowie Martina Wolf, Bereichsleitung Finanzen, Personal, Marketing, das Konzept für die geplante 120.000 Tonnen Anlage vor. Dabei machten Sie deutlich, dass die SER weitaus mehr als nur Entsorger für Klärschlamm, hochbelasteter Abwässer und Co-Substraten ist. Vielmehr übernimmt die SER auch eine Versorger-Rolle, in dem sie aus der Verwertung von Klärschlamm und Co-SubstratenBiogas gewinnt, in Blockheizkraftwerken zu Strom umwandelt und so pro Jahr 8,5 Gigawatt regenerativen Strom in das Netz einspeist. Die geplante Monoverbrennungsanlage könnte Wärme oder Strom für Straubinger Industriebetriebe oder bis zu 2.500 Haushalte liefern, was im Vergleich zu einer kleineren Anlage nicht möglich wäre. Zudem kann bei der Größenordnung von 120.ooo Tonnen jährlich eine effiziente, regionale Kreislaufwirtschaft realisiert und die gesetzliche Auflage der Phosphorrückgewinnung bis 2029 erfüllt werden. Rückgewonnener Phosphor kann als Dünger in der Landwirtschaft ausgebracht sowie entstehende Eisensalze bei der Abwasserreinigung wieder verwendet werden. Weitere Restprodukte der Phosphorrückgewinnung, wie Gips und Füllmaterialien, finden in der Bauwirtschaft ihren Einsatz.

Podiumsdiskussion und Raum für Fragen

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen neben Cristina Pop, der Werkleitung der SER GmbH und Johannes Schneider, Mitglied der Geschäftsleitung der Bayernwerk GmbH auch Vertreter verschiedener Themenbereiche sowie Entwickler und Hersteller kleinerer Monoverbrennungsanlagen teil:

Michael Spitznagel, ehem. Leiter des Referats Produktverantwortung und Wertstoffrückgewinnung am Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz und nun Vorstand der Deutschen Phosphor-Plattform

Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch, Professor für Technsiche Thermodynamik, Wärme- und Stoffübertragung, Energietechniken an der OTH in Amberg und Verfasser der CO2-Bilanz und Energiebilanz für die geplante Monoverbrennungsanlage,

Andreas Löffert, Geschäftsleiter des Zweckverbands Hafen Straubing-Sand

Anton Zollner, TopBio GmbH & Co. KG aus Cham, Entwickler kleiner Monoverbrennungsanlagen (z. B. geplante Verbrennungsanlage in Bogen)

Günter Knoll, Geschäftsführer Technisches Büro K.N.O.L.L. GmbH (per aufgezeichnetem Telefoninterview)

In der anschließenden offenen Fragerunde hatten die Anwesenden Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit ihre Fragen an die Teilnehmer der Diskussionsrunde zu stellen. Die Bürgerversammlung mit den Vorträgen, der Podiumsdiskussion sowie der anschließenden Fragerunde wurde aufgezeichnet und steht unter folgendem Link zur Verfügung: https://www.youtube.com/watch?v=8PMlNHOyI1o&feature=youtu.be&fbclid=IwAR2eeGviz_dgg6P9xnhZ-8ERn1-lkx51t1gX8xMHBjANHaCNi9_DccJZM9Q

Bürgertelefon für noch offene Fragen

Die Bürgerversammlung dauerte über drei Stunden, in denen die Bürger zusammen mit den Experten im Austausch standen. Für weitere offene Fragen steht die SER am SER-Bürgertelefon unter 09421 7020-333 oder per Mail an ser.eigenbetrieb@straubing.de zur Verfügung.

Berichterstattung Straubinger Tagblatt vom Samstag, 04. Mai 2019.